Frankreichs erstes Wohngebäude aus dem 3D-Drucker – vor Ort produziert

Mittwoch, 09.04.2025

ViliaSprint² in Bezannes setzt neue Maßstäbe im 3D-Bau

Peri 3D Construction und Plurial Novilia, eine Tochtergesellschaft der französischen Action Logement-Gruppe, haben den Baubeginn ihres gemeinsamen Projekts ViliaSprint² bekanntgegeben. Das dreigeschossige Wohngebäude, das 12 Sozialwohnungen beherbergen soll, wird in Bezannes realisiert und gilt als erstes vor Ort 3D-gedrucktes Wohngebäude in Frankreich. Mittels eines großformatigen 3D-Portaldruckers werden sowohl die Fassade als auch die Innenwände direkt auf der Baustelle Schicht für Schicht gedruckt. Der Druck, der sich über drei Etagen erstreckt, hat kürzlich begonnen und soll bis Juni 2025 abgeschlossen sein, während die Fertigstellung des Gesamtprojekts im ersten Quartal 2026 vorgesehen ist. 

Die innovative Bauweise des 3D-Gedruckten verkürzt nicht nur die Bauzeit im Vergleich zu traditionellen Methoden, sondern verbessert auch die Arbeitsbedingungen auf der Baustelle. ViliaSprint² erreicht als größtes 3D-gedrucktes Mehrfamilienhaus Europas den Status eines Projekts, bei dem sämtliche tragende Strukturen ausschließlich durch den 3D-Druck realisiert werden – ein erstmaliger Schritt bei dieser Größenordnung. Um die Vorteile der Technologie zu demonstrieren, wird auf demselben Grundstück ein baugleiches Gebäude in traditioneller Bauweise errichtet, wodurch ein direkter Vergleich hinsichtlich Bauphase und spätere Nutzung ermöglicht wird. 

Für das Projekt wird die Komplettlösung von Peri 3D Construction eingesetzt. Der Druckprozess erfolgt automatisch: Der Druckkopf trägt Schichten von Beton so auf, dass die Wand aus einer äußeren 8 cm dicken Schicht, zwei inneren Schichten von insgesamt 16 cm und einem dazwischen liegenden 20 cm breiten, dämmstoffgefüllten Zwischenraum besteht. Glasfaserverbinder erhöhen zusätzlich die Stabilität – ein technischer Fortschritt, da die 3D-gedruckten Wände vollständig tragend sind. 

Das Projekt, das bereits im September 2022 vorgestellt und vom Architekturbüro Hobo Architecture entworfen wurde, baut auf den Erfahrungen früherer 3D-Druckprojekte von Plurial Novilia auf. Mit den Maßen von durchschnittlich 10 m Breite, 30 m Länge und 9 m Höhe bietet das Gebäude pro Etage eine Bruttofläche von 300 m², was insgesamt rund 800 m² Wohnfläche ergibt. 

Neben den Vorteilen in der Baugeschwindigkeit – die Druckphase wird weniger als drei Monate in Anspruch nehmen – sollen auch Abfallmengen und Lärmbelastung reduziert werden. Die Baustelle wird von der Firma Demathieu Bard Construction betreut, deren lokale Teams speziell in der 3D-Bauweise von Peri 3D Construction geschult wurden. Technische Details wie das Einbringen von spezialisierten, CO₂-armen Betonen spielen ebenfalls eine Rolle: Holcim hat für das Projekt einen druckfähigen Hochleistungsbeton auf Basis einer modifizierten TectorPrint-Rezeptur entwickelt, der durch den Einsatz von EcoPlanet-Zement und lokalen Zuschlagstoffen hohe Festigkeit und eine Reduktion der CO₂-Emissionen um mindestens 30 % gegenüber herkömmlichem Beton ermöglicht. 

Ergänzt wird das innovative Konzept durch den Einsatz moderner Technologien, wie etwa Photovoltaikanlagen über 500 m² und eine zentrale Wärmepumpe, die zur Bereitstellung von Warmwasser und Heizung beitragen. Zusätzlich optimierten Sonnenstandanalysen, geleitet von Prof. Timo Leukefeld, die Ausrichtung des Gebäudes, um eine angestrebte Energieautarkie von 60 % zu erreichen. Innovative Materialien wie Perlit und Holz werden für die tragende Struktur der Balkone genutzt, wodurch der Betonverbrauch voraussichtlich um etwa 10 % gesenkt werden kann. 

Das Projekt ViliaSprint² soll sowohl zusätzlichen Wohnraum schaffen als auch als Referenzprojekt für eine serienreife Anwendung des 3D-Drucks im Bauwesen dienen. Peri 3D Construction plant darüber hinaus, im Laufe dieses Jahres noch zwei weitere 3D-Druckprojekte in Deutschland umzusetzen, um unter Beweis zu stellen, dass kostengünstiger Wohnraum auch mittels dieser Technologie realisiert werden kann. 

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