6. Fachdialog Fassadenplanung

Dienstag, 23.11.2021

Enorme Potenziale der Gebäudebegrünung besprochen

„Alles auf Grün“: Unter diesem Motto fand am 16. November im Next Studio by Wicona + Partners (Frankfurt) der 6. Fachdialog Fassadenplanung rund um die Gebäudebegrünung statt. Dabei beleuchteten kompetente Referent*innen das Zukunftsthema aus verschiedenen Perspektiven – von der Forschung über die Planung bis hin zur Bewirtschaftung und Pflege von begrünten Gebäuden.

Der fortschreitende Klimawandel und die zunehmende urbane Verdichtung bedeuten enorme Herausforderungen für die Stadtplanung der Zukunft. Hier werde die intelligente Begrünung von Dächern und Fassaden zukünftig ein wichtiger Baustein zur Erhaltung von Nutzerkomfort und Lebensqualität sein, stellte Prof. Dr.-Ing. Holger Techen (Lehrstuhl für Tragwerkslehre und Baukonstruktion/UAS Frankfurt) schon zu Beginn des im Hybrid-Format ausgetragenen Fachdialogs fest. Dem pflichtete auch Co-Moderator Rudi Scheuermann (Globaler Leiter Building Envelope Design/Arup) bei: „In Zukunft werden wir an begrünten Gebäude nicht mehr vorbei kommen.“ 

Umfassendes Plädoyer für die Gebäudebegrünung

Und schon die erste Referentin – Prof. Dr.-Ing. Nicole Pfoser von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen – konnte diese These mit vielen Fakten untermauern. Zunächst gab die Expertin einen Überblick zu den verschiedenen Möglichkeiten der Gebäudebegrünung – von bodengebundenen Begrünungen wie Gerüstblätterpflanzen über wandgebundene Begrünungen bis hin zur Dachbegrünung erläuterte sie die Systeme und stellte zahlreiche gelungene Projekte vor.

Grüne Perspektiven aus Singapur

Schirin Taraz von WOHA Architects beleuchtete die Gebäudebegrünung aus stadtplanerischer bzw. architektonischer Perspektive und erklärte dabei zunächst die Philosophie des seit 26 Jahren in Singapur ansässigen Architekturbüros. Schon ganz zu Beginn fließen Kriterien wie „Wieviel steuert eine Begrünung bei in der Umgebung?“ und  „Was gibt die Begrünung der Stadt zurück bzw. welchen Wert hat sie?“ mit ein. Auf Basis dieser Analyse erfolgt dann die konkrete Projekt-Planung. 

Vielfältige Pflanzenwelt an der Fassade 

Dann folgte der Sprung von der Architektur hin zur Pflanzenwelt. Prof. Dr. Alexander von Birgelen (Hochschule Geisenheim University) erläuterte die verschiedenen Arten der Gebäudebegrünung und ging dabei auch auf die wichtigsten Standortkriterien ein. Um die richtige Pflanzenart wählen zu können, müsse im Vorfeld geklärt werden, wie die Fassadengliederung aussieht, wie hoch die zu begrünenden Fläche ist, wie die Bodenverhältnisse sind und wie es mit der Wasserversorgung, Klima-, Licht- und Windverhältnissen aussieht. 

Einblicke in die Begrünungspraxis

Der passionierte Landschaftsgärtner Martin Belz (Jakob Leonhards Söhne) widmete sich der praktischen Umsetzung von Gebäudebegrünungen und schilderte dabei seine Erfahrungen aus bekannten Projekten wie dem von Ingenhoven Architects geplanten Kö-Bogen II in Düsseldorf oder der Tropenerlebniswelt Gondwanaland in Leipzig.

Um optimale Ergebnisse zu erzielen, sei in allen drei Projektphasen – Planung, Bau und Wartung bzw. Pflege – ein enges Zusammenspiel des „Dreigestirns“ Architekten, Bauherrn und Bauausführender nötig. Dabei warb Martin Belz vor allem dafür, den Landschaftsgärtner viel früher mit in die Planung einzubeziehen

Begrünungen im städtebaulichen Kontext

Zum Abschluss zeigte Dipl.-Ing./M.A. Architekt Joachim Wendt vom Frankfurter Architekturbüro Schneider+Schumacher zahlreiche geplante und realisierte Beispiele für die gelungene Integration von begrünten Gebäudehüllen in den städtischen Kontext. Die gesamte Veranstaltung kann auf Youtube angesehen werden.

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