Gleichberechtigte Karrieren in der Baubranche
Donnerstag, 06.03.2025
Stetiger und notwendiger Wandel

Die Baubranche spielt eine zentrale Rolle für die Zukunft – sei es beim Bau neuer Wohnräume oder bei der Instandhaltung und Erweiterung wichtiger Infrastruktur. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, setzt die Branche verstärkt auf digitale Prozesse, künstliche Intelligenz und moderne Technik. Dadurch sollen nicht nur Effizienz und Produktivität gesteigert, sondern auch neue Fachkräfte gewonnen werden – unabhängig vom Geschlecht.
Jutta Beeke, Vizepräsidentin der Bauindustrie und Geschäftsführerin der Echterhoff GmbH, betont die gesellschaftliche Relevanz des Bauens: „Bauen ist mehr als nur Technik – es ist Teamarbeit, Wertschöpfung und das Schaffen unserer gebauten Umwelt. Männer und Frauen bringen unterschiedliche Perspektiven und Kompetenzen ein, die wir dringend benötigen.“
Ein historisches Hindernis für Frauen in der Branche war das bis 1994 bestehende Frauenarbeitsverbot auf Baustellen in Westdeutschland. Dadurch fehlten weibliche Vorbilder in der Branche, die jüngere Generationen hätten inspirieren können. Zudem halten sich hartnäckige Klischees, etwa das körperlich anspruchsvolle Tätigkeiten nur von Männern ausgeführt werden könnten. Dabei sind heute viele Arbeitsprozesse automatisiert und technisiert – moderne Baustellen bestehen nicht mehr nur aus schwerer körperlicher Arbeit.
Um Geschlechterstereotype abzubauen, engagiert sich die Bauindustrie in der „Initiative Klischeefrei“, die sich für eine vorurteilsfreie Berufswahl einsetzt. Zudem wurde das „FrauenNetzwerk-Bau“ mit rund 800 Mitglieder*innen ins Leben gerufen. Unter der Schirmherrschaft von Bundesbauministerin Klara Geywitz bietet es eine Plattform für den Austausch und die Vernetzung weiblicher Fach- und Führungskräfte.
Zum Internationalen Frauentag am 8. März macht Beeke deutlich, dass die Branche weibliche Fachkräfte nicht nur willkommen heißt, sondern dringend braucht. „Eine stärkere Einbindung von Frauen in die Baubranche ist keine kurzfristige Entwicklung, sondern essenziell für die Zukunft. Gerade mit Blick auf den hohen Wohnraumbedarf, Klimaziele und die Sanierung maroder Infrastruktur sind ihre Kompetenzen unverzichtbar.“
Frauen in der Baubranche: Der aktuelle Stand
Noch immer sind Frauen in der Baubranche unterrepräsentiert. Der Anteil weiblicher Beschäftigte im Baugewerbe liegt insgesamt bei etwa 14 %. Im Bauhauptgewerbe sind es sogar nur rund 11%. Besonders niedrig ist der Frauenanteil in bauhauptgewerblichen Berufen mit etwa 2 %, während bei den gewerblichen Auszubildenden knapp 4 % weiblich sind.
Mehr Frauen sind hingegen in planenden und überwachenden Tätigkeiten zu finden: Hier liegt ihr Anteil bei fast 30 %. Auch im Bauingenieurwesen zeigt sich eine positive Entwicklung: Rund ein Drittel der Studierenden dieses Fachs ist weiblich. Während in Bauunternehmen etwa 29 % der Bauingenieure Frauen sind, ist ihr Anteil in der öffentlichen Verwaltung mit knapp der Hälfte deutlich höher.
Dennoch gibt es nach wie vor große Unterschiede beim Einkommen: Hochqualifizierte Frauen verdienen je nach Position zwischen 79 und 86 % dessen, was ihre männlichen Kollegen erhalten.
Die Baubranche steht also vor der Herausforderung, mehr Frauen für sich zu gewinnen – nicht nur durch den Abbau von Klischees, sondern auch durch faire Bedingungen und gezielte Förderung weiblicher Fachkräfte.