Horváth-Studie

Mittwoch, 31.07.2024

Baubranche erwarte Erholung für 2025

Mit rund 50 Geschäftsführungs- und Vorstandsmitgliedern großer Bauunternehmen hat die Managementberatung Horváth in persönlichen Tiefeninterviews über Branchenentwicklungen gesprochen. Nachdem die Umsatzentwicklungskurve über die vergangenen drei Jahre stetig gesunken ist, blicken die Unternehmensverantwortlichen auf 2025 erstmals positiv. Im Durchschnitt wird ein Plus von 3,8 Prozentpunkten erwartet.

Der Kostendruck habe sich entspannt, sagt Ralf Sauter, Studienleiter und Partner bei Horváth. Während Liquiditätssicherung im vergangenen Jahr noch an erster Stelle der wichtigsten Managementthemen stand (von 67 Prozent als „sehr wichtig“ bewertet), liegt es jetzt an siebter Stelle (38 Prozent „sehr wichtig“). Neu auf Platz eins steht die Optimierung von Kosten- und Ertragsstrukturen.

Durch die Kostenoptimierung würden die Unternehmen größere Gewinnrückgänge im laufenden Jahr verhindern. Sie rechnen für 2024 durchschnittlich mit einem leichten Umsatzminus von 0,1 Prozentpunkten. Grund für die Negativentwicklung seien Marktunsicherheiten, die sich sowohl bei Investor*innen als auch bei privaten Bauherren in Abwarten und Zurückhalten ausgewirkt haben. Zwei Drittel der befragten Unternehmen rechnen für 2025 mit einer positiven Umsatzentwicklung. Für 53 Prozent der befragten Firmen sei der Handwerker- und Fachkräftemangel ein sehr großes Problem, für weitere 30 Prozent ein großes Problem. Die Mehrheit der Firmen rechne damit, dass die Baukosten aufgrund steigender Personalkosten auch wieder in die Höhe klettern, gerade im Hauptbaugewerbe. Potenzial für weitere Verbesserung von Kosten- und Erlösstrukturen gebe es Sauter zufolge genug.

Nachhaltigkeit wird als drängend erachtet

Das Thema rund um nachhaltige Produkte und Kreislaufwirtschaft wird von 47 Prozent der Unternehmen als drängend erachtet, von weiteren 37 Prozent als wichtig. Im Vergleich zu anderen Branchen hätte das Thema eine höhere Bedeutung. Einerseits steigt die Nachfrage nach nachhaltig gebauten und betriebenen Gebäuden. Zum anderen hänge das Baugewerbe in der Umsetzung von ESG-Kriterien hinterher. Was den Unternehmen bei der Dekarbonisierung enorme Probleme bereite sei die flächendeckende Entwicklung und zeitnahe Zulassung kreislauffähiger Bauprodukte, sowie ganzheitliche Lösungen zur Materialrückführbarkeit.

KI steht nicht im Fokus

KI als Trendthema stecke bei den Unternehmen noch stärker „in den Kinderschuhen“. Sechs von zehn Firmen geben an, in diesem Thema höchstens im Anfangsstadium zu sein, also sich erst noch ein Bild über Nutzungsmöglichkeiten zu machen beziehungsweise einzelne Anwendungen zu testen. Die Unternehmen hätten die Auftragsflaute genutzt, um ihre digitale Transformation voranzutreiben, so Ralf Sauter. Allerdings solle das unbedingt verzahnt mit organisatorischen Umstrukturierungen erfolgen. Der Handlungsbedarf sei den Firmen durchaus bewusst: Die Digitalisierung ist in der Priorisierung im Vergleich zum Vorjahr um zwei Plätze nach oben gerückt.

Über die Studie

Für die Horváth-Studie „Branchentrends Baugewerbe“ wurden rund 50 Unternehmensverantwortliche führender Baugesellschaften zu Umsatzaussichten und Branchentrends befragt, mehrheitlich aus Deutschland. Die Vergleichsbefragung im Maschinen- und Anlagenbau umfasst eine Stichprobe von über 100 CxOs. Die Interviews wurden Ende des zweiten Quartals 2024 geführt.

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