Neue Fassaden aus recycelten Materialien – Recycling als architektonisches Konzept

Freitag, 21.03.2025

Münchener Monaco und internationale Projekte demonstrieren, wie wiederaufbereitete Baustoffe CO₂-Emissionen reduzieren und Ressourcen schonen

Weltweit finden recycelte Materialien in der Architektur Verwendung. Der Münchener Neubau Monaco, ebenso wie Projekte in Shanghai, Berlin, Dubai und Eindhoven, zeigen, dass Abfallstoffe eine nachhaltige Alternative im Bauwesen darstellen.

Recycling im Münchener Werksviertel

Im Münchener Werksviertel entsteht der Neubau Monaco, ein Bürogebäude, dessen Fassade aus rund 60.000 strukturierten, wiederverwendeten Klinkersteinen und etwa 20.000 schimmernden Fliesen aus Recyclingmaterial zusammengesetzt wird. Diese Bauweise führt zu einer Einsparung von circa 40% CO₂, während gleichzeitig Ressourcen geschont werden. Die Plastikschindeln, die von Pretty Plastics geliefert werden, stellen in Deutschland eine Premiere dar. Andreas Wißmeier, Geschäftsführer der Rock Capital Group, betont, dass der sichtbare Einsatz von Recyclingmaterialien ein Cradle-to-Cradle-Bekenntnis darstelle. Das Entwurfskonzept, das bereits mit dem German Design Award 2025 ausgezeichnet wurde, ist auf die Fertigstellung im Zeitraum von Frühjahr 2025 bis 2027 ausgelegt und umfasst rund 4.000 m² Bürofläche sowie 580 m² Terrassen- und Rooftop-Flächen. Die Planung erfolgte in der Helmut-Dietl-Straße durch das international tätige Architekturbüro MVRDV aus Rotterdam.

Internationale Projekte und Materialinnovationen

Auch weltweit wird vermehrt auf recycelte Baustoffe gesetzt. In Shanghai besteht die Fassade des Bulgari-Flagship-Stores vorwiegend aus grünem, recyceltem Glas, das in einem Art-Deco-Messingrahmen eingefasst ist – eine Idee, die von demselben Architekturbüro stammt, das auch in München tätig ist. In Berlin wurden für das Neue Museum historische Scheunen-Ziegel aufgearbeitet, während in Dubai beim Luxury Pavilion sogar recycelte Bettfedern zur Fassadengestaltung verwendet wurden. Diese Projekte zeigen, dass Materialien wie Champagnerflaschen, Abbruchziegel und selbst Bettfedern ein zweites Leben als architektonisches Element erhalten können.

Vorreiterprojekte und regionale Entwicklungen

In Eindhoven wurde an der Fassade des nationalen Schwimmcenters Tongelreep mit 30.800 Fliesen aus zu 100% upcyceltem Kunststoff ein bedeutender Schritt in der nachhaltigen Architektur realisiert. Die Fliesen, die auf einer Fläche von 1.400 m² zum Einsatz kommen, sind das Ergebnis der langjährigen Arbeit der Architektenteams Overtreders W und Bureau SLA, die seit 2017 ausgediente Fensterrahmen, Regenrinnen und Fallrohre zu neuen Baumaterialien verarbeiten. Auch in Hannover finden sich innovative Ansätze: Hier wurden alte Saunabänke eines Fitnessclubs für den Eingangsbereich eines Wohnhauses wiederverwendet, sodass 90 % der Fassade aus recycelten Bauelementen besteht.

Wiederaufarbeitung historischer Materialien und neue Nutzungskonzepte

Im Zuge der Sanierung des Neuen Museums in Berlin setzten David Chipperfield Architects auf 350.000 aufgearbeitete Backsteine, um das im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigte Gebäude über einen Zeitraum von zwölf Jahren wiederherzustellen. In Dubai finden sich zudem K-Briqs, eine Ziegelart, die zu 90 % aus Bau- und Abbruchabfällen besteht und aufgrund ihrer thermischen Eigenschaften und niedrigeren CO₂-Bilanz neben herkömmlichem Beton eingesetzt wird. Auch das Sedimentloft Marienwerder von Tillmann Wagner Architekten in Deutschland demonstriert, wie Abbruchziegel in einem Ein-Raum-Ferienhaus eine neue Funktion erhalten können.

Potenziale und Herausforderungen beim Baustoffrecycling

Obwohl zahlreiche Projekte eindrucksvoll belegen, dass recycelte Materialien in der Architektur erfolgreich eingesetzt werden, zeigt eine Berechnung des Bundesverbandes Boden und Steine, dass aktuell lediglich 10,6 % (13,7 Millionen Tonnen) der Baustoffe nicht als Schüttgut im Bergbau anfallen. Diese Zahl verdeutlicht, dass beim Recycling von Baustoffen noch erhebliche Potenziale vorhanden sind, um weiteren Mehrwert in Bauprojekten zu erzielen und die Ressourcenschonung voranzutreiben.

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