Tool um in Instandhaltung zu investieren

Mittwoch, 24.07.2024

Team der TU Berlin schafft Datenbasis für Instandhaltungs- und Sanierungsplanung

In dem Forschungsprojekt „Instandhaltungsplanung für Kirchengebäude“ haben Wissenschaftler*innen sowie Studierende unter Leitung von Prof. Dr. Kristin Wellner gemeinsam mit dem Kooperationspartner Erzbistum Berlin anhand von 38 ausgewählten Kirchengebäuden eine Datenbank entwickelt, die künftig dabei unterstützen soll, Entscheidungen über Instandhaltungs- oder Sanierungsarbeiten an den sakralen Gebäuden so zu treffen, dass finanzielle Mittel effizient und mit dem größtmöglichen Effekt eingesetzt werden können.

Gesellschaftliche Veränderungen wie eine sich ändernde Bedeutung der christlichen Kirchen, Kirchenaustritte und demografischer Wandel würden monetäre Zwänge verursachen, die eine Restrukturierung und Professionalisierung der kirchlichen Immobilienverwaltung erfordern, so Prof. Dr. Kristin Wellner, Leiterin des Fachgebiets Planungs- und Bauökonomie/ Immobilienwirtschaft

Systematisierung nach Lage, Baujahr, Größe, Stil

Die 208 Kirchen im Erzbistum Berlin clusterte das Team um Wellner nach Komplexität des Baukörpers, Lage, Baujahr, Baustil, Größe, Anbindung des Turms sowie nach Unikaten hinsichtlich Größe, Baustil oder Alter. „Die St. Ansgar in Mitte zum Beispiel ist ein solches Unikat, das sich durch seine parabolische Grundrissform auszeichnet“, erläutert Elena Pavlidou-Reisig, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet.

Unterschiedliche Qualität der Dokumentation

Die Clusterung führte zu 38 Kirchengebäuden, die während der Projektlaufzeit im Detail analysiert und für die alle vorliegenden Kosten aufgelistet wurden, die für Sanierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen in den jeweiligen Kirchengebäuden angefallen waren. Bei den 38 Kirchenbauten lägen insbesondere für die letzten 30 Jahre die meisten Rechnungen vor, sodass sich auf den Zeitraum von 1990 bis 2020 fokussiert wurde. Es zeigte sich aber auch, dass die Qualität der Dokumentation sehr unterschiedlich wären, so Johanna Sadiki, ebenfalls wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt. Nicht jede bauliche Maßnahme sei mit einer Rechnung belegt, da zum einen kleinere Arbeiten von der Gemeinde selbst erledigt wurden und zum anderen eine datenbankgestützte Erfassung und Dokumentation der Rechnungen für Instandsetzungsmaßnahmen der Pfarreien erst seit 2016 im Erzbistum zentral erfolge.

3D-Modelle von allen 38 untersuchten Bauten

Bei der Analyse wurden Rechnungen zu verschiedenen baulichen Maßnahmen betrachtet und gesondert nach Instandhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen ausgewiesen. Außerdem wären für die einzelnen Bauteile die wichtigsten Charakteristiken erfasst worden, wie zum Beispiel das Außenwandmaterial, die Konstruktionsart der Außenwand und ihre Formenkomplexität sowie die Höhe und Form des Turmes beziehungsweise seine Integration ins Kirchengebäude oder Außenwand oder ob er als Campanile separat steht, erläutert Johanna Sadiki.

Die Wissenschaftler*Iinnen und Studierenden erstellten von jedem der 38 Kirchengebäude ein 3D-Modell. Die aus den 3D-Modellen ermittelten Massen dienten dazu, die Kosten durch Euro-pro-Quadratmeter- oder Euro-pro-Kubikmeter-Angaben vergleichbar zu machen.

Die Datenbank gebe nun Auskunft darüber, wie viele Kosten pro Bauteil und Quadratmeter seit Rechnungsaufnahme anhand der dokumentierten Rechnungen jeweils für die 38 Kirchenbauten angefallen sind. Eine wichtige Schlussfolgerung aus dem Projekt sei, dass je lückenloser und detaillierter alle Baumaßnahmen von den Kirchengemeinden dokumentiert werden, desto aussagekräftiger kann das Tool werden.

Grundstein für ein deutschlandweites Baukostenkataster?

„Unser Anliegen war es, eine strukturierte, erweiterungsfähige Datenbasis zu schaffen. Sie kann dazu beitragen, bei sinkenden Kirchensteuereinnahmen die noch im Kirchenbudget verfügbaren Mittel in bauliche Maßnahmen so zu investieren, dass so viele Kirchen wie möglich im Erzbistum Berlin davon profitieren, aber auch Entscheidungen zu begründen, auf welche Kirchengebäude Mittel konzentriert werden sollten. Aber letztendlich ist es die Entscheidung des Erzbistums, wie es diese Datenbank als Management-Tool nutzt und einsetzt. Wir würden uns freuen, wenn dies die Grundlage für eine Datenbank zu Instandhaltungs- und Baukosten auch anderer Bistümer und Kirchenverbände werden würde, also für ein überregionales oder gar deutschlandweites Baukostenkataster für Kirchengebäude. Dafür braucht es aber noch viele Daten. Das Projekt ist erst ein Anfang“, sagt Prof. Dr. Kristin Wellner.

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