Grüne Transformation

Mittwoch, 11.09.2024

Nachhaltigkeit für die Zukunft der Hotellerie

In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit nicht nur ein Trend, sondern eine Notwendigkeit ist, stehen Hotels vor der Herausforderung, ihre Renovierungskonzepte neu zu überdenken. Nachhaltige Renovierungen bieten ökologische Vorteile, können wirtschaftlich sinnvoll sein und das Gästeerlebnis erheblich verbessern.

Viele Hotels gestalten bereits heute durch innovative Ansätze in den Bereichen Circular Economy, nachhaltige Lieferketten, Materialauswahl und Energieeffizienz ihre Renovierungsprojekte zukunftsfähig. Als Plattform für nachhaltige Hotellerie teilt Green Pearls Best Practices, um Hotels bei ihren Nachhaltigkeitsbemühungen zu unterstützen und das Bewusstsein für nachhaltigere Renovierungen in der Branche zu schärfen.

Circular Economy als Schlüssel für nachhaltige Renovierungen

Die Kreislaufwirtschaft, auch bekannt als Circular Economy, ist ein Konzept, das darauf abzielt, Ressourcen so lange wie möglich im Wirtschaftskreislauf zu halten. Für Hotels und Ferienunterkünfte bedeutet dies, bei Renovierungen den gesamten Lebenszyklus von Materialien und Produkten zu berücksichtigen. Das Hotel Luise in Erlangen setzt bei seinen Renovierungen konsequent auf Upcycling und Recycling. "Wir versuchen bei jedem Umbau, so wenig Müll wie möglich zu produzieren und Neuanschaffungen nur zu tätigen, wenn unbedingt notwendig", erklärt Ben Förtsch, Geschäftsführer des Hotels. Ein Beispiel dafür ist die Einrichtung des Tagungsraums Lounge 20, bei der Dekorationselemente aus alten Bierfässern und Weinflaschen selbst hergestellt wurden.

Das Cradle-to-Cradle-Konzept führt die Idee der Circular Economy weiter und zielt darauf ab, Produkte so zu gestalten, dass sie am Ende ihres Lebenszyklus vollständig wiederverwertet werden können. Das Hotel Luise hat dieses Prinzip bei der Anschaffung neuer Tische für den Frühstücksraum umgesetzt. Diese bestehen aus recyceltem Plastik, das aus ehemaligen Kühlschränken gewonnen wurde. Ein weiteres Beispiel für Kreislaufwirtschaft im Hotelsektor sind die zukünftigen Teppiche des Hotels. Diese bestehen aus ehemaligen Fischernetzen und Plastikflaschen, was Ressourcen schont und zur Reduzierung von Plastikmüll in den Ozeanen beiträgt.

In dem neuen Mountain Nest des Hubertus Refugio Allgäu wurden 46 Zimmer rundum erneuert, wobei wertvolle Altmaterialien genutzt wurden, um neue Designobjekte zu schaffen. "Upcycling bedeutet vor allem eines: ein Beitrag zum Ressourcen-, Natur- und Klimaschutz", betont Gastgeber Marc Traubel. Durch Reduzierung, Wiederverwendung und Recycling wird nicht nur der ökologische Fußabdruck minimiert, sondern auch eine künstlerische Dimension geschaffen, indem aus bestehenden Materialien neue Unikate entstehen.

Nachhaltige, regionale Materialien als ökologische Notwendigkeit

Die Wahl der richtigen Materialien ist entscheidend für die Nachhaltigkeit einer Hotelrenovierung. Dabei geht es neben den ökologischen Eigenschaften der Materialien selbst auch um ihre Langlebigkeit und Recyclingfähigkeit. Das Cervo Mountain Resort in Zermatt legt großen Wert auf die Verwendung natürlicher Materialien. Dieser Ansatz reduziert den ökologischen Fußabdruck, schafft gleichzeitig aber auch eine angenehme und gesunde Atmosphäre für die Gäste. Bei der Auswahl nachhaltiger Materialien spielen demnach auch gesundheitliche Aspekte eine wichtige Rolle. So werden mit besonderer Sorgfalt Ausstattungsmaterialien und Möbel ausgewählt, welche potenzielle Gesundheitsrisiken durch Schadstoffe ausschließen.

“Eine Dachsanierung war aus ökologischen Gründen nötig”, berichtet Fabienne Anthamatten, Inhaberin des Hotels Bella Vista in Zermatt. Da durch den Bau ohnehin zwei Zimmer beeinträchtigt wären, wurde entschieden, diese beiden Zimmer direkt mit zu renovieren. Beide sind vollständig mit gedämpften und gebürstetem Fichtenholz verkleidet. Die Dämpfung hat den Vorteil, dass das Holz ganz ohne Chemikalien eine warme Färbung annimmt und gleichzeitig im Nachhinein weniger “arbeitet” als beispielsweise frisches Holz.

Im Sommer 2023 stellte das österreichische Wellnesshotel Klosterbräu 28 neue Zimmer vor. Bei der Renovierung lag der Fokus klar auf der bewussten Auswahl der Materialien: Mit mondgeschlagenem Holz aus dem eigenen Wald, Bio-Lehmputz an den Wänden, einem ökologischen Bodenaufbau / Estrich und einer Dämmung aus Hanf und Schafwolle setzte das Hotel in dem Tiroler Urlaubsort Seefeld neue Maßstäbe, was die Verwendung ökologischer und regionaler Materialien angeht. Knapp 95 Prozent der verwendeten Produkte und Rohstoffe stammen aus der Alpenregion.

Energieeffizienz als Faktor

Energieeffizienz ist ein zentraler Aspekt nachhaltiger Renovierungen im Hotelsektor. Durch die Implementierung energiesparender Technologien und Systeme können Hotels ihre Betriebskosten senken und ihren ökologischen Fußabdruck erheblich reduzieren. Das Hotel STURM hat bei der Renovierung von 16 Bädern im Bestandsgebäude einen besonderen Fokus auf ökologische Aspekte gelegt. "Wir haben unter anderem Wasser sparende Toilettenspülungen und Mischbatterien eingebaut", informiert Matthias Schulze Dieckhoff, Gastgeber des Hotels.

Das CERVO Mountain Resort unterstreicht zusätzlich die Bedeutung regelmäßiger Wartung für die Energieeffizienz: "Anlagen wie Heizungen, Lüftungen, Gefrierschränke und -räume werden regelmäßig gewartet, um eine optimale Funktion und Energieeffizienz zu gewährleisten", berichtet das Hotel-Team. Dieser proaktive Ansatz stellt sicher, dass die installierten Systeme stets mit maximaler Effizienz arbeiten.

Das Naturhotel Outside plant für den Herbst eine Umgestaltung von Spa, Lobby und Garten, wobei besonders im Spa-Bereich innovative Lösungen für Energieeffizienz zum Einsatz kommen. Der Pool wird nur in den Kernzeiten gefüllt und in den Randzeiten nach Bedarf innerhalb weniger Minuten. Die überwiegende Zeit ist das Wasser in einem hochisolierten Tank direkt darunter zwischengespeichert.

Herausforderungen und Lösungsansätze

Trotz des wachsenden Bewusstseins für die Notwendigkeit nachhaltiger Renovierungen stehen Hotels oft vor erheblichen Herausforderungen bei der Umsetzung. Das Naturresort Gerbehof berichtet von Schwierigkeiten bei der Genehmigung nachhaltiger Bauprojekte: "Aktuell ist es so, dass wir gerne ein Nebengebäude neu errichten möchten (komplett aus Holz - nach Dr. Thoma). Allerdings warten wir bereits seit Jahren auf eine Genehmigung unserer Stadt“, so Ursula Wagner.

Lukas Obendorfer, Mitinhaber des 5-Sterne-Hotels Birkenhof in der Oberpfalz kennt solche Probleme gut. Er hatte gehofft, dass der neue Holzvergaser, der eigentlich das Blockheizkraftwerk versorgen sollte, schon längst laufen würde. Stattdessen stehe er, durch Bürokratie und fehlenden Wissens seitens der Behörden und Netzbetreiber, seit einem Jahr fertig zusammengebaut herum. „Wenn wir etwas verändern wollen, dann müssen wir jetzt etwas tun und nicht noch drei Jahre warten“, macht Obendorfer seinem Unmut im Interview mit Green Pearls Luft.

Diese Erfahrungen zeigen, dass trotz des öffentlichen Bekenntnisses zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz oft noch bürokratische Hürden bestehen, die innovative Projekte behindern können. Um solche Herausforderungen zu bewältigen, sei ein verstärkter Dialog zwischen Hotels, lokalen Behörden und Nachhaltigkeitsexperten erforderlich.

Mehr Informationen und Bilder unter https://www.greenpearls.com/newsroom/de/gruene-transformation-wie-innovative-hotels-durch-nachhaltige-renovierungen-die-zukunft-der-hotellerie-mitgestalten/

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